Wie man ein Buch liest – Mortimer J. Adler

Wie holt man das Optimale aus Büchern heraus? Man liest ein Buch übers Lesen.

Gutes Lesen ist eine komplexe Tätigkeit, ebenso wie gutes Schreiben. Lesen besteht aus zahlreichen unerlässlichen Einzelschritten, und je mehr ein Leser davon beherrscht, desto besser kann er lesen.

Diese Behauptung fällt einem als erstes ins Auge wenn man das Buch von Mortimer J. Adler in die Hand nimmt, denn sie befindet sich direkt auf dem Buchcover. Damit weiß der Leser sofort, worauf das Buch abzielt – einem das Lesen beizubringen.

Denn Lesen ist nicht gleich lesen.

Das Buch ist in vier große Teile aufgeteilt (und diese wieder in einzelne Kapitel). In Teil I geht es um die Kunst des Lesens, um die ersten beiden Lesestufen. Der Autor erklärt zuerst, was es bedeutet richtig zu lesen und behandelt dann unterschiedliche Lesestufen. Dabei ist die erste Lesestufe das Elementare Lesen, d. h. die Fähigkeit überhaupt lesen zu können und die Bedeutung eines Satzes herauszufinden. Ein kleiner Gang durch die Bildungsgeschichte führt zu Lesestufe II, dem prüfenden Lesen. Prüfendes Lesen bedeutet, dass man sich einen kurzen Überblick über ein Buch verschafft um dann zu entscheiden, ob es sich lohnt dass Buch ganz zu lesen.

In Kapitel 5 gibt Adler dem anspruchsvollen Leser wertvolle Ratschläge an die Hand. Er erklärt ihm, welche Fragen man grundsätzlich an jeden Text stellen sollte und wie man sich Notizen macht, die einem später bei der nächsten Lesestufe helfen sollen.

Teil II ist der umfangreichste des Buches. In diesem erklärt der Autor die dritte Lesestufe: Das analytische Lesen. Auch die dritte Lesestufe vollzieht sich in einigen Schritten. Zuerst einmal ist es wichtig das ich mein Buch klassifizieren kann (Kapitel 6). Dann sollte ich das Buch durchleuchten und einen guten Überblick bekommen (Kapitel 7). Als nächstes ist es meine Aufgabe wichtige Begriffe im Text zu finden und ihre Bedeutung zu klären (Kapitel 8). Habe ich das getan ist es meine Aufgabe die Behauptungen und Argumente des Autors zu finden (Kapitel 9).

Wenn ich das Buch gelesen und den Autor verstanden habe, bin ich in der Lage sein Werk kritisch zu würdigen und kann ihm entweder zustimmen oder seine Argumente ablehnen (Kapitel 10 und 11). Wie man Lesehilfen richtig anwendet wird ebenfalls erklärt (Kapitel 12).

In Teil III erklärt der Autor die Unterschiede (und damit die Herangehensweise) in der Literatur. Was sind praktische Bücher?, wie liest und bewertet man einen Roman?, womit beschäftigt sich Philosophie? Dieser Teil gibt einen guten Überblick und sehr wertvolle Anregungen. In Bezug auf die Bibel schreibt der Autor:

Die Aufgabe, die Bibel zu lesen – wenn Sie an das Wort Gottes glauben -, ist die schwierigste Leseaufgabe überhaupt. Es wurden mehr Bücher darüber geschrieben, wie man die Heilige Schrift liest, als über alle anderen Aspekte der Lesekunst zusammen. Das Wort Gottes ist offenkundig das Schwierigste, was der Mensch lesen kann; aber es ist auch, wenn man daran glaubt, dass es tatsächlich das Wort Gottes ist, das Wichtigste. Man darf wohl sagen, dass es in der Tradition des Abendlandes das Buch in mehr als einer Bedeutung des Wortes ist. Es ist nicht nur das am meisten gelesene, sondern auch das am gründlichsten gelesene Buch. (S.314)

Im vierten und letzten Teil geht es um das sogenannte syntopische Lesen. Dahinter verbirgt sich die schwierigste Lesestufe: Das Lesen mehrerer Bücher zu einem bestimmten Thema. Insbesondere Studenten erhalten hier wertvolle Tipps für Arbeiten, bei denen mehrere Bücher gleichzeitig zu einem Thema gelesen werden müssen.

Als besonders wertvoll empfand ich den Anhang. In diesem sind die Klassiker der westlichen Kultur im Überblick sowie die Leseregeln auf einen Blick zu finden. Will man die Ratschläge von Mortimer J. Adler befolgen findet man hier eine Auswahl DER Klassiker der letzten zweitausend Jahre. Unter anderem werden neben der Bibel noch weitere Klassiker der christlichen Literatur empfohlen wie etwa Die Bekenntnisse von Augustinus oder die Institutio von Johannes Calvin.

Mein Fazit

Ich wünschte mir, ich hätte das Buch schon vor einigen Jahren und vor allem vor meiner Zeit als Bibelschüler gelesen. Denn es ist eines der besten praktischen Bücher, die ich je gelesen habe. Für alle die viel lesen, liefert dieses Buch wertvolle Tipps. Am besten liest man das Buch alle paar Jahre erneut, da einem doch viele Tipps für die Praxis mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Zumindest kenne ich das von mir.

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