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Interview mit Grafiker Peter Voth über Buchcover und mehr

Der letzte Held der Titanic (Moody Adams)Lieber schreibender Freund,

jeder Autor wünscht sich für sein Buch ein ansprechendes und gut designtes Buchcover. Peter Voth weiß, was ein gutes Cover ausmacht, denn er hat schon Cover für namhafte christliche Autoren wie John Piper und John MacArthur kreiert.

In einem Interview unterhielten wir uns über die Welt der Designer, die unsere Bücher geschickt in Szene setzen.

Interview

Peter, einige meiner Leser dürften deinen Namen schon das ein oder andere Mal gelesen haben. Kannst du trotzdem noch kurz ein paar Eckdaten zu deiner Person sagen?

Hallo. Mein Name ist Peter Voth und ich bin 28 Jahre alt und ledig. Seit fünf Jahren bin ich als Grafiker tätig, vor allem im christlichen Bereich. Daneben betreibe ich mit meinen Freunden das Timotheus Magazin. Darüber hinaus bin ich natürlich noch viel mehr, vor allem ein Sünder. Aber belassen wir es dabei (grinst).

Hallo Peter (grinst) Du bist Grafiker und hast dich meines Wissens auf Printmedien spezialisiert. Wie bist du dazu gekommen?

Ich war schon seit ich denken kann, kreativ tätig. Ich habe schon sehr früh gemalt, geschrieben und später Musik gemacht. Nachdem ich den Wehrdienst absolviert habe und wieder in meinem Lehrberuf gearbeitet habe, wollte ich etwas machen, was mir mehr entsprach. Ich wollte Grafikdesign studieren, wurde aber leider nicht angenommen, da diese Studienplätze traditionell sehr überlaufen sind. Aus der Not heraus schrieb ich einige Verlage an, um Buchcover und ähnliches zu gestalten. Nebenbei habe ich erst mit Anfang 20 begonnen mich für Grafikdesign zu interessieren. Im Sommer 2010 bekam ich meinen ersten bezahlten Auftrag und damit begann mein Business. Ich bin also aus der Not ein reiner Autodidakt, bin aber auch davon überzeugt, dass es für viele (vor allem Kreative) ein guter Weg sein kann seine Ziele zu verfolgen. Gerade in Deutschland werden Autodidakten leider belächelt.

Ich vermute mal, dass viele Einsteiger in kreative Berufe oftmals keine andere Möglichkeit haben, um beruflich Fuß zu fassen. Jeder Autor kann meistens sofort einige Lieblingsautoren und deren Werke aufzählen, die ihn zum Schreiben gebracht haben und die sie inspirieren. Wer inspiriert dich? Hast du irgendwelche Vorbilder in Bezug auf Grafikdesign?

Ja, es gibt auf jeden Fall einige Designer die mich inspiriert und geprägt haben. Zum Beispiel Jon Contino, Brian Bobel von Dual Identity Design, Adam Johnson, Isaac Tobin, Tyler Deeb, Christopher Tobias und viele mehr. Es sind vor allem amerikanische Designer (viele davon Autodidakten) die mich geprägt haben. Je länger ich als Grafiker tätig bin, desto mehr merke ich, wie Vorbilder jedoch unwichtiger werden, weil man mehr und mehr seine eigene Sprache und Stil findet. Da gibt es also auch Parallelen zu Autoren (grinst) Es gibt aber noch viele andere Designer die einen inspirieren. Es gibt viele junge und unbekannte Talente die ein unglaublich hohes Level haben. Inspiration ist für mich und meinen Arbeitsprozess sehr wichtig.

Das glaube ich sofort. Gibt es für dich einen Traumjob, also eine Arbeit, die für dich das Höchste der Gefühle wäre?

Ich arbeite eigentlich sehr gerne alleine und selbstständig. Als Buchdesigner würde ich gerne mal Cover für Klassiker der Literatur machen z.B. für Penguin Books, die sehr stylische Bücher auf den Markt bringen. Aber eigentlich habe ich über diese Frage noch nie wirklich nachgedacht. Von meiner Arbeit vernünftig zu leben und eine Familie ernähren zu können, wäre so das „höchste der Gefühle“ (grinst)

IMG_2567Das ist vermutlich der Traum eines jeden Künstlers – von seiner Kunst leben zu können. Was war denn bisher für dich der aufregendste Auftrag?

Ich durfte für Crossway Books an zwei Buchprojekten mitarbeiten. Leider wurde keiner meiner Vorschläge genutzt, aber mit denen mal zu arbeiten hätte ich mir nie erträumen lassen. Außerdem habe ich schon einige Buchprojekte für Desiring God realisiert. Das war für mich schon sehr aufregend. Als ich damals angefangen habe, war das für mich als christlicher Designer natürlich ein Traum. Das ist vergleichbar mit Comic-Künstlern die plötzlich Aufträge von DC oder Marvel bekommen (grinst)

Das kann ich mir gut vorstellen. Vielleicht fragt Crossway ja noch mal an. Wo wir gerade bei den Amerikanern sind: Unterscheidet sich der amerikanische Markt vom deutschen, z.B. in Bezug auf Vorlieben beim Design, Qualität der Arbeit, etc.?

Ja da gibt es auf jeden Fall Unterschiede. Weil der amerikanische christliche Buchmarkt viel größer als der deutsche ist, haben die viel mehr Kapazitäten und Leute die in die einzelnen Projekte involviert sind. In deutschen bibeltreuen Verlagen gibt es z.B. meist keine Art Direktoren. Größere deutsche Verlage greifen auf eigene Designteams zurück. Die Amerikaner sind da oft viel offener und holen sich da Hilfe von Freiberuflern wie z.B. mich. Auch von der Gestaltung gibt es sehr große Unterschiede. Ich will nicht negativ werden, aber in Amerika habe ich bisher meist mehr künstlerische Freiheit erleben dürfen. Aber ich will nicht verallgemeinern, da ich natürlich kein Maßstab für die Beurteilung bin. Die Rechnung – weniger Bezahlung, mehr Freiheit – geht leider nicht auf. Aber ich habe auch in Deutschland an vielen sehr interessanten Projekten gearbeitet.

Du hast meine nächste Frage bereits fast beantwortet. Ich persönlich muss sagen, dass gerade im christlichen Bereich, die Amis weitaus bessere Buchcover präsentieren als auf dem deutschen Markt, auch wenn das jetzt etwas sehr verallgemeinert ist. Ist bestimmt auch eine Frage des Geldes. Würdest du sagen, dass die Amerikaner dem Design mehr Gewicht zumessen als wir. Gerade was christliche Literatur angeht, könnte ich mir gut vorstellen, dass einige denken „Auf den Inhalt kommt es an, das Design ist nicht so wichtig“. Siehst du das auch so?

Ja, das trifft auf jeden Fall zu. Was Grafikdesign und christliche Medien angeht, spielen die Amerikaner in der Champions League. Gestaltung wird auch in Deutschland wichtiger, aber spielt wohl eher eine untergeordnete Rolle. In Amerika wissen viele Verlage und Kunden was wirklich gutes Design ist und was in der Designwelt abgeht. In Deutschland haben viele Verleger das gar nicht wirklich auf dem Schirm, ist mein Eindruck. Aber das ist auch verständlich. Es gibt dieses Sprichwort „Content is King“ und dem stimme ich 100%ig zu. Aber wir sollten gerade im christlichen Bereich schauen, dass wir diesen Content durch schlechte Designarbeit nicht lächerlich dastehen lassen.

Das stimmt. Der Inhalt muss stimmen. Doch gerade wenn ich den Autor nicht kenne, spielt das Cover für mich eine große Rolle, ob ich das Buch überhaupt in die Hand nehme oder ob ich es liegen lasse. Als Autor, der für den Inhalt eines Buches zuständig bin, interessiert es mich zu wissen, wie du an deine Aufträge kommst: Melden sich Verlage bei dir oder umgekehrt?

Am Anfang habe ich mich natürlich regelmäßig bei Verlagen gemeldet. Das hatte aber keinen Erfolg. Als ich meinen ersten Auftrag vom Betanien Verlag bekommen habe, kam der Stein so langsam ins rollen. Ich bekam mehr Aufträge von Betanien und damit wurden auch andere Kunden auf mich aufmerksam. Ich melde mich nur selten bei Verlagen und vertraue hier ganz auf Gott. Aber hin und wieder klopfe ich bei den großen an. Ich würde sehr gerne wieder was für Crossway oder Banner of Truth machen. Aber wenn nichts zurückkommt lasse ich das. Ich muss dazu sagen, dass Buchcover nur ca. 50% meiner Arbeit ausmacht. Daneben mache ich auch viel Logos, Branding z.B. für Gemeinden, Agenturen usw. Viele Arbeiten die ich nicht im Portfolio zeige, aber die Rechnungen zahlen.

Was das Cover angeht: Auch für mich sind Cover enorm wichtig. Wenn ich in eine Bücherei gehe, greife ich meist nach Büchern, deren Cover ich interessant finde. Das ist ein enorm wichtiger Faktor, denn wir oft unterschätzen.

Jetzt mal angenommen, du erhältst den Auftrag ein Cover zu entwerfen. Wie gehst du genau vor?

Es kommt ganz auf den Kunden an. Manche haben eine genaue Vorstellung und schicken ein detailliertes Briefing. Zum Beispiel ob Fotos drauf sollen oder nicht. Ob es mehr textlastig werden soll oder eher illustrativ usw. Dann bekommt man evtl. auch Referenzarbeiten die in dem Stil sind, wie sich der Kunde sein Cover vorstellt. Dann gibt es aber auch Kunden, die keine Vorgaben haben und einem da ganz vertrauen. Das ist aber auch nicht unbedingt von Vorteil. Eine gewisse Vorstellung und ein Aufhänger sind sehr wichtig. Dann mache ich meist 3-4 Vorschläge die ich dem Kunden vorlege. Wenn ihm eins davon gefällt, wird so lange an den Details gefeilt, bis es dem Kunden gefällt. Manchmal brauch ich für ein fertiges Cover nur 4 Entwürfe. Manchmal geht es aber 10 Runden lang, bis es endlich so ist, wie es dem Kunden gefällt.

Als Autor wünsche ich mir natürlich, dass meine harte Arbeit möglichst vorteilhaft präsentiert wird – Wie viel Mitspracherecht habe ich, was das Buchcover angeht?

Ich habe sehr viele Cover von Übersetzungen gemacht. Z.B. von John MacArthur, John Piper oder verstorbenen wie J.C. Ryle. Die übersetzten Autoren haben meist null Mitspracherecht (bei toten Autoren ist das eh klar (grinst) … Bei Covern für Bücher die zum ersten mal verlegt werden, kann der Autor schon mitsprechen, aber die finale Entscheidung trifft immer der Verleger. Verleger haben aber auch oft ein gutes Gefühl was bei den potenziellen Lesern gut ankommt. Manchen Autoren fehlt dieses Gefühl. Andere Autoren, gerade wenn sie sehr viel wert auf das Cover legen, sollten – wenn sie können – auf jeden Fall ihre Vorstellungen klar formulieren. Gerade bei großen Verlagen ist das aber eher schwierig, denke ich.

Vor allem in säkularen Verlagen, es sei denn man heißt Stephen King (grinst)

Genau (lacht)

So, eine Frage, die mich echt interessiert: Wie teuer ist so ein gutes Cover eigentlich? Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Normalbürger kaum eine Vorstellung davon hat, wie viel eine solche Arbeit kostet. Kannst du da eine ungefähre Zahl nennen?

Ich kann hier nur für den christlichen Bereich sprechen. In säkularen Verlagen und Agenturen werden noch einmal ganz andere Zahlen aufgerufen. Aber im bibeltreuen Bereich wird ca. 500€ für ein Cover bezahlt, was nicht viel ist. Oft schlägt der Preis auch nach unten aus, manchmal auch nach oben z.B. wenn die Arbeit besonders zeitintensiv und aufwändig war. Das ist aber nur der reine Coverpreis. Das Layout und der Buchsatz sind hier nicht inbegriffen.

Das ist auf jeden Fall schon mal ein Hinweis. Der Weg zur Buchveröffentlichung in Eigenregie wird immer einfacher und auch findet mehr und mehr Akzeptanz. Gerade als Selfpublisher braucht man ein gutes Cover um sich von der Masse abzuheben. Übernimmst du auch solche Aufträge von Autoren?

Ja ich habe schon öfter Anfragen von Selfpublishern bekommen. Wenn das Projekt interessant ist und ich merke, dass der Autor ähnliche Vorstellungen von der Gestaltung hat wie ich, bin ich dabei. Natürlich muss auch der Preis stimmen. Das ist glaube ich für viele Selfpublisher das größere Problem. Inklusive Layout, Satz und Cover ist man schnell im vierstelligen Bereich. Das ist für viele Selfpublisher eine hohe Hürde, daher machen sie das Cover lieber selbst.

Und eine letzte Frage: Kannst du uns etwas über aktuelle oder zukünftige Projekte verraten?

Ich arbeite ja ständig am Timotheus Magazin. Das ist immer im Hinterkopf. Wie kann man es optimieren usw. Derzeit arbeite ich an einem Branding für eine großartige Agentur und das komplette Corporate Design für eine Gemeinde, was sehr interessant ist. Auch hat sich wieder ein Buchcover für Desiring God angekündigt, das wahrscheinlich noch in diesem Jahr erscheint.

Dann bin ich gespannt, was ich von dir noch so zu sehen bekomme. Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei deinen Projekten.

Ich habe zu danken. Dir auch viel Erfolg bei deinen Projekten. Ich lese deinen Blog sehr gerne. Originell, authentisch und immer interessant. Mach weiter so!

Infos über Peter Voth und seine Arbeit

www.behance.net/petervoth (Hauptportfolio)

www.dribbble.com/petervoth (Screenshots, Updates und Snippets von aktuellen Projekten)

www.twitter.com/petervoth (Neuigkeiten & Kontakt)

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